Die Faszination der Faszien hat schon den Vater der Osteopathie Herr Still 1899 beschäftigt und berührt:
„Die Seele des Menschen mit all ihren
Strömen puren Lebenssaftes scheint in
den Faszien des Körpers zu fließen. (…)
Ich kenne keinen Teil des Körpers, der
es den Faszien als Forschungsfeld gleich
tun kann. Ich glaube, dass sich beim
Studium der Faszien mehr reichhaltige
und goldene Einsichten auftun werden,
als bei irgendeinem anderen Aspekt des Körpers.
Wenn Du mit den Faszien arbeitest, behandelst Du die Zweigstelle des Gehirns.“
(Still 1899).
Danis Bois, der erst die Osteopathie gelernt hat und dann in ein eigenes tieferes Gefühl mit den Geweben kam, schrieb:
"Die Faszie wird für mich mehr als ein umhüllendes Gewebe: Der Träger auf dem sich die Lebenskraft kanalisiert, um sich in den Dienst des Körpers zu stellen.
Die Faszie ist wahrhaftig das psychische Skelett des Individuums, in den sich alle psychischen, physischen und emotionale Stresssituationen, denen der Mensch unterlegen ist, einprägen.
Und wenn man diese Faszie berührt, rollt sie sich ein und auf und erzählt die nicht-enthüllte Geschichte der Person." Danis Bois
Was sind Faszien?
Faszien sind feine, zähe bindegewebige Häute. Jedem, der schon einmal Fleisch zubereitet hat, sind diese milchig-weißen Häute, die das rohe Steak umhüllen, schon einmal aufgefallen. Faszien hüllen auch beim Menschen die Muskeln ein und erlauben es, einzelne Muskeln voneinander abzugrenzen.
Formgebende und gleichzeitig trennende Gewebe und Häute bilden die Grundmatrix des Lebendigen
Die menschlichen Faszien umhüllen ausnahmslos jeden Muskel, jeden Knochen, unsere Organe und selbst die Nerven. Diese Bindegewebe haben im Körper keinen Anfang und kein Ende und sind als ein Geflecht von sich überlagernden, nahtlos ineinander übergehenden, derben Häuten zu verstehen. Faszien können im Körper hauchdünn oder mehrere Millimeter stark sein. Sie sind zahlreich mit sympathischen Nervenendigungen durchsetzt. Über diese Nervenendigungen wirken die Faszien auf unser vegetatives Nervensystem. Sie bilden sozusagen den Außenposten unseres autonomen Nervensystems. Autonom bedeutet: Über dieses Nervensystem haben wir keine bewusste Kontrolle und es regelt lebenswichtige Körperfunktionen weitestgehend selbstständig. Dazu gehören Atmung, Verdauung, einzelne Organe und auch Muskeln wie die inneren Augenmuskeln.
Funktionen:
Stützfunktion
für Gefäße, Nerven, Muskeln, Knochen, Gelenke und Organe
Trägerfunktion
Nerven-,Gefäß- und Lymphsystem wachsen verzahnt und getragen vom Bindegewebe.
Schutzfunktion
Faszien schützen vor zu großer Einwirkung von Spannungskräften, Stress und Gewalteinwirkung.
Wahren so die Integrität des Körpers. In verschieden Bereichen des Körpers finden wir spezifische Schutz- und Puffersysteme.
Stoßdämpferfunktion
durch das Verteilen und Weiterleiten von Spannung durch den gelartigen Zustand der Grundsubstanz durch zusätzliches Fettgewebe und durch spezielle Puffersysteme Z.B. Liquor cerebralis im ZNS
Funktion bei Bewegung
Faszien unterstützen die Muskelfunktion, erhöhen die Kraftübertragung und ermöglichen das Gleiten des Muskels . Durch ihre Fähigkeit nach einer Dehnung in den ursprünglichen Zustand zurückzuschnellen helfen sie den Energieaufwand zu vermindern (weniger Muskelkraft)
Propriozeption (Wahrnehmung)
Faszien haben Mechanosensoren, die uns über unseren tonischen (spannungs-) Zustand und Stellung im Raum informieren
Hämodynamik
Die Eigenbewegung der Faszien unterstützt (sowie auch die Muskelkontraktion) den Rückstrom von Blut und Lymphe
Abwehr
Durch eine Verfestigung der Grundsubstanz wird eine Ausbreitung von Erregern erschwert.
Abwehrzellen in den Faszien: Makrophagen, Leukozyten, etc.
Kommunikation und Austausch
Die Grundsubstanz ist das Medium, das eine Verbindung von Blut, Lymphe und Nervensystem mit der Zelle ermöglicht.
Biochemische Funktion
Die Fähigkeit von Zusammenziehen und Rückstellung steht in Verbindung mit der Anordnung der Wassermoleküle in der faszialen Matrix
Die Psyche steuert die Faszienspannung und die Faszienspannung steuert unser Gehirn
Man sagt der Körper vergisst nichts – die Gewebe stehen in enger Verbindung zu unserem Verarbeiten von „Geschichte“ und unserem Erleben generell.
!!! Die Hirnforschung hat entdeckt, dass die faszialen Rezeptoren mit den Bereichen im limbischen System des Mittelhirns (die Inselrinde und der Gyrus cinguli) zusammen ein Emotionsnetzwerk bilden. Die limbische Inselrinde ist für die sensible Wahrnehmung und die bewussten Gefühle zuständig , der Gyrus cinguli dagegen für die Motivation und die motorischen Elemente, mit denen die Emotionen durch Verhaltensweisen zum Ausdruck gebracht werden.
Auch die Faszienspannung wird vom autonomen Nervensystem beeinflusst. Eine innere Gelassenheit senkt unsere Körperspannung. Stress dagegen kann die Grundspannung unserer Faszien steigern. Doch auch das Gegenteil ist richtig. Stehen unsere Faszien unter hoher Spannung, fühlen wir uns gestresst und finden keine innere Ruhe. Haben wir nie gelernt, uns wirkungsvoll wieder auf der Ebene der Faszien zu entspannen und loszulassen, wird die Tonuserhöhung zu unserem Selbst. Eine Spirale kann in Gang gesetzt werden.
Unsere Beweglichkeit und Kraft hängt von den Faszien ab
Auch für die menschliche Gesamtbeweglichkeit sind die Faszien entscheidend. Durch psychischen Stress, Operationen, Schonhaltungen sowie Bewegungsmangel und falschen Gebrauch des Körpers verkürzen und verhärten sich Faszien. Sie werden im Körper umgebaut. Die gut dehnbaren Elastinanteile nehmen ab und werden innerhalb der Faszie durch das zähe, kaum dehnbare Kollagen ersetzt. Der Grundtonus erhöht sich um ein Vielfaches und sie werden dadurch starr und unbeweglich. Auf Grund dessen verlieren sie ihre Gleitfähigkeit. Die gravierenden Folgen: Sie grenzen den Bewegungsspielraum unserer Muskulatur und unserer Gelenke oft auch schmerzhaft ein. Die frohe Botschaft – es kann sich auch wieder wandeln ! Mit schnellen spürbaren Wirkungen und der längerfristige Umbau braucht 1 – 1 ½ Jahre bis verklebtes Fibrin sich löst und Kollagen wieder in Elastin und Retikulin umgebaut wird.
Eine überragende Rolle spielen Faszien bei der Krafterzeugung. Faszien erzeugen durch Dehnspannung Kräfte und leiten diese im Körper weiter. Muskeln verstärken die Kräfte um ein Vielfaches. Dabei gilt die Gleichung: Je elastischer die Faszien im Körper sind, umso mehr Kräfte werden erzeugt und übertragen. Sie dienen dabei als Energiespeicher. Dieses Prinzip der Energiespeicherung über die Faszien gilt für den ganzen Körper.
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